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Nach mehrjährigem Unterricht als Sekundarlehrer wanderte Walter „Wale“ Liniger 1982 nach dem amerikanischen Süden aus. Sein neues Zuhause im Blues Archive an der University of Mississippi (1984-1993) ermöglichte ihm nicht nur Forschungsarbeiten im akademischen Umfeld, sondern Begegnungen mit tatsächlichen „Bluesmen and Blueswomen.“

Und so begann im Jahre 1984 auch die jahrelange Lehrzeit und schlussendliche Zusammenarbeit mit Delta Blues Meister James Son Thomas (1926-1993), welche auch in Gerard Herzhafts „Encyclopedie du Blues“ erwähnt wird. Im Rückblick war es eine Zeit der Überprüfung von akademischer Information gemessen am erlebten Wissen von James Son Thomas.

Eine ernüchternde, jedoch notwendige Erfahrung.

Wale Liniger spielt einen Silvertube-Zero

In diese Mississippi Jahre gehören auch musikalische Erfahrungen mit Eugene Powell, Jack Owens, Johnny Woods, Wilbert Lee Reliford und anderen Vertretern des traditionellen Mississippi Blues.

1993 zog es Wale Liniger nach Columbia, South Carolina, wo er seither als Professor an der University of South Carolina unterrichtet. Diese Aufgabe ermöglicht ihm bestehende Vernetzungen zwischen Geschichte, Literatur, und Musik zu finden und durch Selbsterfahrenes zu ergänzen. Zum Ausgleich, und auch zur Selbstüberprüfung, spielt er häufig mit der North Carolina Gitarristin Etta Baker (geb. 1913), Gewinnerin vieler renommierten Auszeichnungen. Die beiden verbindet eine tiefe Freundschaft seit ihrer ersten Begegnung im Jahre 1984.

Im Frühjahr 2001 erhielt Liniger das erste Stipendium des Internationalen Jazz Archive in Eisenach, Deutschland. Dieser Aufenthalt führte zu mehreren Konzerten und Workshops in Thüringen und Sachsen, und zu einem extensiven Bericht zur Günter Boas Sammlung, dem Grundstock des Archivs.

Und so pendelt der Amerika-Schweizer Wale Liniger seit Jahren mit Stimme, Gitarre, und Mundharmonika zwischen beiden Kulturen. Was ihn motiviert sind Fragen zu kulturellen und sprachlichen Übersetzungen & Interpretationen, notwenige Überlegungen zum Thema Auswanderung & Exil, und schlussendlich: wie ging der alte Blues diese Themen an? Diesbezügliche Antworten gehören ebenso zu Linigers musikalischen Auftritten, wie die mitreissende Übermittlung seines emotionalen Zugangs zum Blues.

1987 erhielt Wale Liniger für „Gateway to the Delta“ (mit James Son Thomas) den renommierten W.C. Handy Blues Award für das beste traditionelle Blues Album. 2006 wird Wale Liniger am Bluesfestival Basel der Swiss Blues Award überreicht.